Stuttgart
Tutti Stutti
Stuttgart
alles, was die Stadt bietet
wird hier geboten von oben von unten
kreuz und quer betrachtet und neu arrangiert.
Direkte Verweise auf Stuttgart (Krawalle 2020) (www.unart-unrat.jimdo.com)
Indirekte Veweise auf Stuttgart und erstaunlich viele Parallelen (www.ulanbator.jimdo.com)
Stuttgart kam nie in Frage
und ist doch voller Antworten. Alles gibt es hier
was man sich erträumt. Das Beste (und Übelste), Schönste (Schlimmste), Größte (und Kleinste), Schlaraffenland und Heilsarmee, schöner Wohnen (und schlimmer auch), man lebt teuer und gleichermaßen umsonst. Stuttgart ist Showroom der Welt.
Stuttgart for free - Stuttgart für alle. Alle Höhen und Tiefen sind vorhanden (geografisch und genetisch). Kunst und Geschichte auch (göttlich und grauenhaft). Stuttgart ist nebenbei gesagt, der Vorort von Ludwigsburg, hörte ich einst, von einem früheren Landrat.
Stuttgart stinkt.
Stuttgart strebt.
Stuttgart spricht, schön zu hören, schwer zu verstehen. Was wirklich gemeint ist.
Stuttgart spart.
Stuttgart spaziert, schwäbische Schritte.
Stuttgart schaut. Und sucht sich das Beste aus für zu Haus.
Das andere steht gerne an der Straße zum Mitnehmen.
Stuttgart holt sich die Welt nach Hause. Architektur und Mensch, so kommen alle Themen auf engstem Raum in Berührung und es funktioniert. Grad so. Immer noch ein Hauch Luft dazwischen. Mehr oder weniger. Es steht (Architektur) und es läuft (Konsum). Sofern sich niemand ausruht. Aussteigt. Ausklinkt. Oder anders ist, lebt, denkt, tut.
Stadtführungen gibt´s auch. Klassisch und konventionell. Daten Zahlen Fakten und dazwischen ein paar Schritte gehen. Gesund an der versmogten Luft.
Damit es auch ein paar andere Impulse gibt, sind hier weitere Dots und Spots zusammengetragen. Interaktiv findet Tutti Stutti in echt statt, auf Anfrage. Sodele.
Schwermut auf schwäbisch oder: schön gesagt
Die meisten Dinge regen eine ja auf. Was so rundherum geschieht. Wer was macht, wie es ist. Weil es so eng ist. Sonst wäre man neugierig und würde das Fernglas hervorholen, hier ist man neugierig und steht direkt daneben. Der Schwabe schaut und schweigt. Und schaut. So ist es übrall anders. Wegen dieser Enge und des entstehenden Gedränges ist man dann als nicht Schwäbin total bedrängt und außer sich und spricht empört aus, was man wirklich denkt. Wenn´s schon sonst niemand sagt. Zumutungen erwarten eine ja allerortens, wegen der Menschen auf engem Raum. Keine Zuflucht, keine Deckung ist möglich: kein Platz. Da steht man mitten im Geschehen und alle schauen zu. Die schweigenden Schwaben sagen am liebsten erstmal ja nichts. Taktik. Denn sie denken doch. Und sie sind Meister im Umlenken und Umdeuten (wenn sie nicht selber betroffen sind). Um-WERT-ung. Wertig bleibt es. Hauptsache. Dies ist schwäbische strategische Motivation und soll bewirken, dass man z.B. genau das jetzt weitermacht und zu Ende bringt, denn sonst bleibt es nämlich an ihnen hängen. Und das wollen sie auf gar keinen Fall. Sie werden den Prozess aber meistens scharf beobachten, das Ergebnis doch nochmal überprüfen und auf jeden Fall Änderungen einfordern.
Die sich im Nachhinein (wenn die ganze Quälerei endlich vorbei ist) aber oft als Denkfehler herausstellen und kleinschrittig zurückgebaut werden müssen. Dabei legen sie notfalls auch selber Hand an, zimperlich sind sie nicht.
Über das Ziel hinausschießen ist eine beliebte schwäbische Sportart. Mit Übereifer aufbauen, überladen, abreißen, wenn es nicht von selbst zusammenkracht. Peng.
Dem schweigenden Schwaben bieten Zugereiste viel Stoff.
Denn es ist ja so, dass nicht jede die eigenen Erlebnisse offen erzählt. Ein Schwab tut dies wie schon gesagt zum Beispiel gar nicht, zumindest nicht als Erster. Aber er hört umso lieber zu und frägt nach, gesprächig sind sie ja.
Es wird also vom empörten Zugereisten von allen Widrigkeiten und Beschwerlichkeiten berichtet, jeder Stolperstein hübsch anschaulich beschrieben. Die Frustration und der Ärger über irgendwas wollen raus. Zum Beispiel:
Bericht darüber, einen Kunden zu besuchen. Blumig. Was da im ÖPNV und durch den Schwäbischen Schungel alles so passieren kann, bis man dann endlich, gerade noch pünktlich, aber total abgehetzt, zerrupft, zerrüttet und pitschnass ankommt (denn der Regen fällt in Stuttgart nur zur RushHour (wie in Bonn übrigens, da fällt er immer zum Feierabend)). Im Nachhinein natürlich immer mit Humor und Übertreibungen. Impliziert aber natürlich auch eine strukturelle Beschwerde, dass diesen Kunden - so weit abgelegen - doch eigentlich jemand betreuen könnte, jemand mit Auto hat oder sowieso in der Nähe wohnend und nicht man selbst mit ÖPNV und Fahrrad. Kritik also an der zuvorigen Verteilung, der unfairen Verteilung genauer gesagt. Das käme in einer Teambesprechung auch sicher ohne Hemmungen noch deutlicher zu Sprache - aber, dem bereitet der Schwabe gar keinen Nährboden (denn --- sonst bleibt es ...s.o. ). Also hier die schwäbische Antwort:
Ja, sagt der schwäbische Zuhörer, das ist schon sehr ländlich da.
Gute Antwort auf überflüssiges Gemecker oder!
Und auch ist alles da:
Raum, Platz, Luft - Erholung von Tutti Stutti.
So ein Geschenk! Macht der Schwabe. (Koscht nix, noch nicht.) Also Kopf hoch und atmen!
Schwaben erschrecken
Gar keine Absicht. Das passiert einfach so. Der neugierige Schwabe ist jedoch offen für de Welt. Dabei genauso forsch wie furchtsam. Doch er weicht nicht, nur der Blick friert ein vor Schreck.
Die Kategorien:
Outfit: Die Dame in einem Aufzug, der nicht von langer Hand hergerichtet und gründlich erarbeitet ist.
Tempo: Schleichende Schwaben überholen. Rechts, Links oder gar mitten durch.
Gang: Schwere Schritte in schweren Schuhen.
Rote Ampeln: überfahren.
Laut reden. Schnell reden.
Vor Corona: Tasche auf Sitzplatz im ÖPNV
Meinung sagen.
Meinung laut sagen.
Meinung öffentlich sagen.
Nach Meinung fragen.
All das gibt panische Augen.
Mit einem vorauseilenden "Entschuldigung" kann man es schon vorher wieder gut machen.
Das Gegenbeispiel des furchtsamen Schwaben ist jedoch die öffentliche Stadtratsversammlung mit Bürgerbeteiligung. Aber da gelten auch Recht und Ordnung und das Ganze hat Format.
Streng geregelt wer, wann und wie viele sprechen dürfen. Und siehe da, Andrang und Redebedarf sind groß. Wer dran darf/ist, hat ihn lang, diesen Drang. Das hervorgebrachte Wissen ist tief, das erläuterte Leid ist lang und die Scheu ist schlagartig verschwunden, sobald das Mikro in der Hand steckt. Engagiert und ernsthaft wird ehrlich gesagt was man ehrlich denkt, das Ganze im großen vollen Saal vor allen versammelten Mitschwaben, es ist eine große Familien-Realityshow, gelacht wird und geklatscht, es ist eine formvollendete Bürgerbeteiligung zu erleben und darauf gibt es tatsächlich auch familiäre und freundschaftlich hervorgebrachte formale fundierte Antworten der Politischen.
Innerhalb der Regeln ist die Kür Pflicht. Hut ab!
Gletscherschmelze
das hat nicht jede Großstadt. Allerdings sollte man damit auch nicht angeben.
Sonnensegel
Im Sommer ist es so unerträglich heiß in Tutti Stutti, dass sogar die Farben ins Fiebern kommen. So wird aus der gleissend gelben Sonne überall ein lila Komplementärkontrast. Die Betonblöcke sind dennoch so kalt, dass sie eine Blasenentzündung provozieren. Schlau, wer ein Sitzkissen dabei hat, auch um dem Hintern etwas Komfort zu bieten. Ansonsten wird man nicht verwöhnt: Schotterplatz, Staubfontänen. Hier bietet sich ein Getränk an, um die Kehle wieder frei zu kriegen. Wer es aushält bekommt ungefiltert Geschichten aus der Nachbarschaft mit. Alle sind da, irgendwo. Denn niemand hat Balkon oder gar Garten und kann sich dort unterm Kirschbaum verkriechen.